Neuguinea 2005 "Ausgesetzt"

Expeditionsbericht

Ganz zeitig früh, am 15.04.2005 starten wir mit einem Mietwagen zum Frankfurter Flughafen. Von hier aus fliegen wir über Baharain nach Abu Dabi (Emirate) und weiter nach Jakarta, in die Hauptstadt von Indonesien, dem größten Inselarchipel der Erde. Nach einem Tag Aufenthalt in Jakarta geht es auf einem Inlandsflug nach Denpasar (Bali), auf die Insel der Götter und Dämonen. Hier hoffen wir, das medizinische Cargo für unser Papua-Buschkrankenhaus, auf dem Flughafen abzuholen. Schon seit über einer Woche liegt es am dortigen Flughafen bereit, da wir es vorausgeschickt hatten. Agus, ein langjähriger Freund aus Bali, will uns bei der Zollabwicklung behilflich sein, denn er ist selbst Unternehmer einer Exportgesellschaft und hat Erfahrung. Schnell jedoch sind unsere Hoffnungen zerbrochen. Wir erfahren, dass es extreme Schwierigkeiten gibt, beim Importieren von Hilfsgütern nach Indonesien. Uns wird  mitgeteilt, dass eine große australische Gesellschaft sogar einmal mehr als 6 Monate auf die Zollpapiere für medizinische Unterstützung nach Indonesien warten musste und dass uns nun dasselbe passieren könnte.

Zum großen Glück hat unser Freund Agus weitere Kontakte die wir nutzen können. Doch zwischenzeitlich gerät unser Zeitplan aus den Fugen und wir müssen kurzer Hand umplanen und länger als gewollt in Bali bleiben. Einmal mehr in unserem Leben haben wir riesiges Glück. Schon nach nur 4 Tagen Wartezeit, dafür jedoch unverschämten 580 Euro Gebühren, davon der größte Teil Schmiergeld und Lagerkosten, haben wir unsere Hilfsgüter endlich  ausgelöst.Diese nehmen wir auf unserem Weiterflug von Bali nach Jayapura (Westpapua) gleich mit.

Nach weiteren 4 1/2 Stunden Flug sind wir nun in der Haupstadt Jayapura, auf der wildesten Insel der Welt angekommen, mit ca. 200 Kilogramm Gepäck im Schlepptau. Weitere 2 Tage vergehen hier, die wir für unsere Papua-Genehmigungen, die Surat-Jalan für verbotene Zonen, benötigen. Die restliche Zeit nutzen wir, um uns schon mal im Regenwald umzuschauen und ein paar Filmaufnahmen zu machen.

Doch beim Zerkleinern von Feuerholz passiert erneut ein Zwischenfall. Peer rutscht mit seinem nagelneuen Messer ab und sticht sich ca. 3 cm tief in den rechten Handballen, das Blut spritzt. Auch das noch, die Nacht bricht über uns herein und die ganze Notfallapotheke haben wir leichtsinnigerweise in Jayapura zurückgelassen. Erst am nächsten Tag kann sich Peer erfolgreich selbst verarzten. Ganze 3 Tage verweilen wir in der Haupstadt Jayapura, erst dann geht es endlich zum Ausgangspunkt unseres Hilfsprojekts und der Expedition. Nicht eingeplante 10 Tage haben wir nun gebraucht, um in Wamena, dem legendären Baliemtal im entlegenen Hochland von West-Neuguinea anzukommen, doch jetzt haben wir es endlich geschafft.

Wamena

Es sind nur wenige Schritte auf dem unscheinbaren und dennoch größten Flughafen des Jayawiyaja Gebirges bis wir uns in der Cargo-Empfangshalle befinden. Hier holen wir das im ersten Flugzeug an diesem Morgen transportierte Gepäck von uns ab. Darunter auch die drei Expeditionstonnen voll mit dem gespendeten Verbandsmaterial und anderen dringend benötigten Utensilien für das von uns unterstützte Buschkrankenhaus. Es vergehen keine zwei Minuten bis vor uns ein verwildertes, aber sehr bekanntes Gesicht auftaucht.

Pramuka - einer aus der alten Truppe von unserer 2002er Papua Expedition. Unsere Freude ist groß und wir versuchen so gut es geht Informationen auszutauschen. Wamena ist gewachsen und auch die Preise für die Unterkünfte haben sich erhöht. Wir steigen in unserem alten Hotel ab, dem Srikandi. Wenig später, sicher hat sich die Nachricht unserer Ankunft hier wie ein Lauffeuer herum gesprochen, stoppt ein Betschakfahrer (dreirädriges Fahrrad zum Transport von Leuten) vorm Hotel und ein zugewachsener, verwahrloster Papua steigt aus. Kann er das sein – nein - doch er ist es, Jonas unser alter Führer und Freund, welcher uns im Jahr 2002 durch dick und dünn begleitet hat. Er sagt er habe Hunger und schon seit Monaten keine Arbeit mehr. Dann kommen wir ja gerade zur richtigen Zeit. Es gibt viel zu tun und er willigt ein, uns ein weiteres Mal zur Seite zu stehen.

Im Laufe der nächsten Stunden treffen wir auf viele bekannte Gesichter. Wir bringen Jonas und Pramuka erst einmal zum Friseur, wo man aus ihnen wieder anschauliche Männer macht. Einen ersten Kontakt zu unserem  Buschkrankenhaus stellen wir auch her, wir haben uns vorgenommen am nächsten Morgen die Spenden aus Deutschland zu übergeben.

Am 27.04.2005, um 8:00 Uhr morgens erreichen wir die Pforten des 1997 gegründeten einheimischen Krankenhauses „Yayasan M Mula Hospital“. Alle Anwesenden erwarten uns sehnsüchtig und auch das erschreckende Bild der leeren Regale und Behandlungsräume spiegelt die mehr als dringend benötigte Hilfe wieder. In den vergangenen Jahren haben wir zu unseren verschiedenen Veranstaltungen Hilfsgüter und Gelder gesammelt. Heute rührt uns das Glänzen in den Augen der Papuas fast zu Tränen, obwohl wir gestandene Männer sind und weltweit schon viel Elend gesehen haben. Die von uns mitgebrachten, dringend benötigten Materialien sind wie wir jetzt sehen können jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sozusagen die Spitze des Eisberges den wir in Bewegung setzen müssen und wollen, um noch besser und gezielter Hilfe leisten zu können. Nun ist der Anfang getan, die ersten Papuas können effektiv und gut behandelt werden und dies alles nur durch die Hilfe, die wir aus Deutschland mitgebracht haben.

1Es wartet hier noch viel Arbeit auf uns, aber wir werden diese Herausforderung annehmen und gerne in den nächsten Jahren engagiert Unterstützung leisten. Bevor wir zu unserem Hotel zurückfahren, machen wir noch viele Fotos und Filmaufnahmen, um den Notstand der Papuas zu dokumentieren. Auch weiterhin stehen wir in täglichem Kontakt mit dem Buschkrankenhaus und erarbeiten derzeit eine komplette Liste der benötigten Materialien, welche wir in den kommenden Jahren, in Zusammenarbeit mit unserem Verein "Lebensraum Erde e. V." und tatkräftiger Unterstützung unserer Sponsoren, versorgen wollen. Nun liegt noch die Organisation der Papua Expedition 2005 vor uns, welche wir in den nächsten Tagen vorantreiben werden. 13 Mann stark wird dieses Mal unsere Expeditionstruppe sein und wir werden eine Expedition durchführen, welche bis zum heutigen Tag in dieser Art und Weise einzigartig ist. Auf Heinrich Harrers Spuren werden wir ein paar der Wenigen und vielleicht sogar die ersten Weißen sein, die so weit und tief ins undurchdringliche Bergland des Jayawijayagebirges vordringen wollen.

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Gil & Peer

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